Wie zu kolonialen Zeiten - Die Situation der Teepflückerinnen in Sri Lanka
Rund eine halbe Million Arbeiter*innen – grossmehrheitlich Frauen – pflücken Tee auf den Plantagen in Sri Lanka. Sie sind Nachkommen der Arbeiter*innen, die in den 1820er Jahren von den britischen Kolonialherren aus Indien geholt und in sklavenartigen Verhältnissen ausgebeutet wurden. Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas 1948 waren die Plantagenarbeiter*innen nicht als Bürger*innen anerkannt und viele waren bis 2003 staatenlos. Heute haben sie zwar die Staatsbürgerschaft, aber sie leben und arbeiten noch immer unter äusserst prekären Bedingungen. Sie wohnen auf engstem Raum in Gebäuden aus der Kolonialzeit. Die Schulen sind schlechter als anderswo, die Löhne so tief, dass die Kinder nicht genug zu essen haben. Toiletten gibt es auf den Plantagen nicht: Die Teepflückerinnen arbeiten und essen dort, wo sie auch ihre Notdurft verrichten müssen.
Ceylon
ist der alte Name für Sri Lanka aus der britischen Kolonialzeit. Die Briten verschleppten unzählige Arbeiter*innen aus Südindien für die Teeernte ins zentrale Hochland Sri Lankas. Noch heute leben und arbeiten unzählige Arbeiter:innen auf den Estates (Plantagen). Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen erinnern noch immer an die Kolonialzeit.
Die Situation der Plantagenarbeiterinnen in Sri Lanka ist äusserst prekär und erinnert stark an koloniale Ausbeutungsstrukturen. Die Mehrheit dieser Arbeiterinnen, von denen viele Frauen sind, lebt und arbeitet unter schwierigen Bedingungen auf den Teeplantagen. Die Menschen sind Nachfahren von Arbeiter*innen, die während der britischen Kolonialzeit aus Indien nach Sri Lanka gebracht wurden, um dort unter sklavenähnlichen Bedingungen zu arbeiten.
Seit 2019 sind die Plantagenarbeiter*innen in einem vertraglosen Zustand, was die Unternehmen ausnutzen, um ihre Arbeitskraft weiter auszubeuten. Die Arbeitsbedingungen haben sich dramatisch verschlechtert, mit erhöhten Erntevorgaben, die für die Pflückerinnen kaum zu bewältigen sind. Beispielsweise wurde auf einer Plantage das Tagessoll von 16 auf 25 Kilo Teeblätter erhöht, was weit über das hinausgeht, was die Arbeiterinnen pflücken können.
Zusätzlich haben die Unternehmen begonnen, die Arbeit zu informalisieren, indem sie die Arbeiter*innen als Scheinselbständige behandeln. Dies bedeutet, dass sie keine Sozialversicherungen zahlen und die Arbeitsrechte der Beschäftigten ignorieren können. Gewerkschaften haben zu vielen Plantagen keinen Zugang mehr, und einige Gewerkschaften mussten ihre Büros schliessen, da die Unternehmen die Gewerkschaftsbeiträge, die von den Löhnen abgezogen wurden, nicht mehr weitergeben.
Diese Ausbeutung findet vor dem Hintergrund einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise in Sri Lanka statt. Viele Männer haben während der Pandemie ihre Arbeit verloren, sodass die Frauen auf den Plantagen nun oft die Hauptverdienerinnen sind. Die extreme Armut zwingt viele dazu, informelle Arbeit anzunehmen oder in den Nahen Osten zu migrieren, oft unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen.
Trotz dieser Herausforderungen setzen sich Gewerkschaften wie die Ceylon Workers Red Flag Union (CWRFU) weiterhin für die Rechte der Plantagenarbeiterinnen ein. Die Gewerkschaft fordert eine Rückkehr zur formalen Beschäftigung und die Einführung eines neuen Gesamtarbeitsvertrags. Sie haben deshalb letzten Juni ein Arbeiterinnentribunal organisiert, um die Missstände auf den Plantagen sichtbar zu machen und politischen Druck auf die Regierung auszuüben, damit Gesetze zum Schutz der Arbeiter*innen erlassen werden.