Mit einem historischen Tribunal verschaffen sich die Arbeiter*innen eine Stimme

Am 7. und 8. Juni 2024 fand ein in Sri Lanka historisches Tribunal statt. Organisiert von der Ceylon Workers Red Flag Union (CWRFU) bot dieses Arbeiter*innen-Tribunal eine Plattform, auf der Arbeiter*innen, insbesondere Frauen aus den Teeplantagen, ihre Erfahrungen teilten. Ihre Aussagen offenbarten die harten Realitäten ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, die ausserhalb der Plantagen wenig bekannt sind.

Menaha Kandasamy

ist selber auf den Tee-Plantagen aufgewachsen, wo ihre Mutter als Teepflückerin arbeitete. Als erste weibliche Generalsekretärin der Ceylon Workers Red Flag Union war sie – nach den Arbeiter*innen – eine wichtige Stimme am Tribunal.

Erschütternde Zeugnisse und ungehörte Stimmen

Richter A.P. Shah, einer der angesehenen Richter des Tribunals, brachte die Erkenntnisse des Tribunals auf den Punkt, als er seine Bestürzung über die anhaltende Ausbeutung dieser Arbeiter*innen ausdrückte. Das Tribunal hörte sich die Aussagen von elf Arbeiter:innen und drei Gewerkschafter*innen an, die offen über die täglichen Herausforderungen sprachen, von unzureichenden Löhnen bis hin zu unsicheren Arbeitsumgebungen.

Die wichtigsten Empfehlungen des Tribunals

Das Tribunal sprach in seinem Urteil mehrere zentrale Empfehlungen aus, um das Leben der Plantagenarbeiter*innen zu verbessern:

  1. Löhne: Das Tribunal forderte eine Überprüfung des Mindestlohns für Tee- und Gummiplantagenarbeiter*innen und sprach sich für einen existenzsichernden Lohn aus, der einen angemessenen Lebensstandard gewährleistet. Es wurde auch eine stärkere Gesetzgebung zum Schutz von Gesamtarbeitsverträgen gefordert.

  2. Lebens- und Arbeitsbedingungen: Das Tribunal empfahl dem Staat, Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen festzulegen, die den Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen wie Toiletten, sauberem Trinkwasser und sicheren Pausenräumen gewährleisten. Besonderes Augenmerk wurde auf die Bedürfnisse der Frauen gelegt, einschliesslich Einrichtungen zum Stillen und für Pausen.

  3. Soziale Sicherheit: Es wurde betont, dass alle Plantagenarbeiter*innen in staatliche soziale Sicherheitsnetze eingebunden werden sollten, wobei Renten- und Mutterschaftsleistungen auf Basis des vollen Lohns berechnet werden müssen.

  4. Arbeitsschutz und Sicherheit: Das Tribunal forderte spezifische Vorschriften zum Schutz der Arbeiter*innen vor beruflichen Gefahren, darunter wilde Tiere wie Schlangen oder Blutegel oder der Kontakt mit Chemikalien.

  5. Bekämpfung der Informalisierung: Das Tribunal verurteilte die zunehmende Informalisierung der Arbeit im Plantagensektor und forderte die Regierung auf, diese Entwicklungen umzukehren.

Ein kollektiver Aufruf zum Handeln

Das Tribunal schloss mit einem kraftvollen Appell an alle Gewerkschaften, sich zu vereinen und die drängenden Probleme der Plantagenarbeiter*innen anzugehen. Die dringende Notwendigkeit, die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern, wurde als Priorität hervorgehoben, die kollektives Handeln erfordert.

Das Arbeiter*innentribunal war mehr als nur ein Forum – es war eine Erklärung, dass die lange ignorierten Stimmen nicht länger zum Schweigen gebracht werden. Die Empfehlungen sind ein Aufruf an die Regierung, die Arbeitgeber und die Gesellschaft, Gerechtigkeit, Würde und Rechte für alle Plantagenarbeiterinnen in Sri Lanka sicherzustellen.

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Wie zu kolonialen Zeiten - Die Situation der Teepflückerinnen in Sri Lanka

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Internationaler Aufruf zur Unterstützung der Plantagenarbeiter*innen